Sonntag, 1. Oktober 2017

Trajan in Germanien (1)

Mogontiacum (Mainz)

Plinius erwähnt in seinem Panegyrikus auf Kaiser Trajan, dieser sei in seiner Jugend zehn Jahre lang Tribun von Legionen gewesen. Es ist möglich, dass Plinius übertrieben hat, denn ein solch langer Militärdienst ist ungewöhnlich für einen jungen Senator und Patriziersohn.

Marcus Ulpius Trajanus kann im Zeitraum 73/74 bis 77 unter seinem Vater in Syrien gedient haben. Als senatorischer Tribun konnte er erste militärische Erfahrungen sammeln. Die Verantwortung trugen der Legionslegat (Senator), der Lagerpräfekt (Ritter) und die ritterlichen Tribunen, die den Senatorensohn einarbeiteten, wenn nötig, bis dieser in der Lage war, den Legaten zu vertreten. Anschließend könnte der spätere Kaiser Tribun in Germanien gewesen sein. In den siebziger Jahren wurden rechtsseitige Gebiete erobert und durch Kastelle gesichert. Geleitet wurden diese Operationen vom Legaten Obergermaniens, Pinarius Clemens. Möglicherweise hat Trajan unter diesem Mann gedient und war an dessen administrativen Maßnahmen beteiligt.

Um diese Zeit erhielt das Legionslager in Mainz eine Steinmauer und Steinbauten, darunter auch größere repräsentativen Charakters. Eine feste Rheinbrücke auf Steinpfeilern und ein Aquädukt wurden gebaut. Eine neue Straße verband die Rheingrenze mit der Donaugrenze und ermöglichte schnellere Truppenbewegungen. Kaiser Domitian schließlich richtete die beiden Provinzen Germania superior und Germania inferior ein. Mogontiacum war militärisches und administratives Zentrum von Germania superior, jedoch keine Stadt. Zu jener Zeit dominierte das Doppellegionslager auf dem Kästrich, umgeben von mehreren Canabae, Lagerdörfern. Die Siedlung zwischen Legionslager und Rhein, aus der die heutige Stadt Mainz hervorging, kann unter den Flaviern entstanden sein. Im heutigen Mainz Weisenau befand sich ein Hilfstruppenlager, in dem zeitweise wahrscheinlich auch Legionäre untergebracht waren. Auch der Brückenkopf auf der rechten Rheinseite wurde durch ein Kastell gesichert. Vermutlich gab es seit dieser Zeit auch einen Statthalterpalast (Prätorium) in Mogontiacum. Aber weder über seine Lage, noch seine Ausmaße und sein Aussehen ist etwas bekannt. Leider wurde das Legionslager komplett abgerissen, so dass nur noch Straßennamen auf dem Kästrich daran erinnern.

Im Winter 88/89 empörte sich der Statthalter Obergermaniens, Antonius Saturninus, gegen Domitian. Unter denen, die gegen den Usurpator zogen, war auch Trajan. Er führte die Legion VII Gemina aus ihrem spanischen Standort Legio (Leon) nach Germanien. Als er dort eintraf, war der Aufstand bereits unterdrückt; die niedergermanischen Legionen hatten Saturninus besiegt.

Als Kaiser Nerva im Jahr 97 Trajan adoptierte und zum Mitregenten erhob, befand sich dieser als Statthalter in Mogontiacum. Er verfügte über ein Heer: die obergermanischen Legionen und Hilfstruppen sowie die der Nachbarprovinzen, welche von seinen engen Freunden kontrolliert wurden. Als Nerva starb und Trajan Kaiser wurde, blieb er noch einige Zeit in Germanien, um die Entwicklung im Rom abzuwarten, das Heer für sich zu gewinnen sowie durch Bauten und Städtegründungen an die Maßnahmen in flavischer Zeit anzuknüpfen. Dann zog der Kaiser weiter an die Donau, ehe er sich nach Rom begab.

Im Jahr 2004 bin ich mit meiner Familie erstmals in Mainz gewesen. Beim Stadtbummel sahen wir nacheinander die wichtigsten Hinterlassenschaften aus römischer Zeit: das Theater am ehemaligen Südbahnhof, den Drususstein in der Zitadelle, das Isis- und Magna Mater-Heiligtum in der Römerpassage, die Jupitersäule, den Dativius-Victor-Bogen und das Museum für antike Schifffahrt in der Nähe des Theaters. Sehenswert ist unbedingt auch das Römisch-Germanische Zentralmuseum.

Einzig sichtbare Reste aus der Römerzeit auf dem Kästrich sind der Teil eines spätrömischen Tores und etwas Straßenbelag der Via Prätoria. Dennoch ist es ein geschichtsträchtiger Ort, der berührt. Wer von dort Richtung Taunus schaut, kann sich vielleicht vorstellen, wie das Legionslager die Gegend prägte. Die Zivilbevölkerung, die von und mit der Armee lebte, profitierte vom Ausbau der Provinz, litt aber auch unter Unruhen wie dem Saturninus-Aufstand. Wurde das Heer neu organisiert wie nach dem Bürgerkrieg im Vierkaiserjahr, hatte auch das erhebliche Auswirkungen auf das Leben in den Canabae.

Trajan hielt sich nachweislich mehr als einmal in Mogontiacum auf und kannte die germanischen Provinzen aus eigener Anschauung. Tribun, Legionslegat, Statthalter, Kaiser - eine beachtliche Entwicklung! Man kann sagen, dass die Aufenthalte in Germanien wichtige Stationen im Leben dieses Mannes waren.

Literatur:

Hans Jacobi: Mogontiacum, Das römische Mainz, Regio Verlag Mainz 1996, ISBN 3-00-001115-3

Egon Schallmayer: Traian in Germanien, Traian im Reich, darin: Traian in Obergermanien und die Folgen, Saalburg-Schriften 5, 1999, Saalburgmuseum Bad Homburg; ISBN 3-931267-04-0

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